Überhöhte Verbrauchswerte – unbekannte Wahrheit?
Mannheim, im November 2017. Ein aktueller Spiegel-Beitrag grenzt nahezu an Realsatire: "Staatssekretäre im Bundesverkehrs- und Finanzministerium klagen über ihre Plug-In-Hybride von BMW. Die Limousinen mit teilweisem Elektrobetrieb entpuppen sich als Spritfresser." (http://www.spiegel.de/auto/aktuell/berlin-ministerien-beschweren-sich-ueber-hybrid-dienstwagen-a-1177341.html). Da kann man nur sagen: Willkommen im wahren Leben!
Hier "entpuppt"" sich überhaupt nichts! Jeder, der auch nur annähernd darüber Bescheid wissen wollte, wusste um dieses "Phänomen". Schlimmer noch: Seit Jahren setzt sich jeder, der darauf hingewiesen hat, dass nicht jede Form des Elektroantriebs nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll ist, dem Vorwurf der Ewiggestrigkeit und der Technologiefeindlichkeit aus. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, kommt aus der Politik stetig der Vorwurf, dass Unternehmen mit ihren Fuhrparks sich der Elektrifizierung widersetzen würden. Vielleicht wäre es sinnvoller, genau dieser Nutzergruppe zuzuhören und deren Bedenken ernst zu nehmen.
Die einfache Wahrheit, dass die Hersteller an den überhöhten Verbrauchswerten schuldig sind, lässt sich vielleicht in den Medien der ahnungs- und interessenlosen Öffentlichkeit gut verkaufen. Fakt ist aber, dass die völlig realitätsfremden, von der Politik verabschiedeten, Messzyklen (Stichwort "NEFZ") den wahren Grund für die Abweichung zur Realität darstellen. Der hilflose Versuch dies mit dem etwas weniger realitätsfremden neuen Verfahren (WLTP) zu heilen, ruft in diesem Zusammenhang fast schon Mitleid hervor. Da lässt die neueste "Sensationsmeldung" der Umweltorganisation ICCT, dass Fahrzeuge über 40 Prozent mehr verbrauchen, als von Herstellerseite aus angegeben (https://www.swr.de/marktcheck/icct-studie-zu-spritverbrauch-bei-neuwagen-deutlich-durstiger-als-angegeben/-/id=100834/did=20580930/nid=100834/hnr1vo/index.html) bestenfalls die Frage aufkommen, ob wir nicht langsam aufhören sollten, uns in die eigene Tasche zu lügen.
Das eigentliche Problem sind hier nicht die Hersteller. Es scheint vielmehr so zu sein, dass fehlender Sachverstand und parteipolitische Interessen zu komplett falschen Richtungsangaben in Form von Verboten und Subventionen führen. Wie könnte sich sonst eine Förderpolitik erklären, die Taxiunternehmen mit einem 15.000 Euro-Zuschuss für 2-Tonnen Plug-In-Hybriden belohnt, wenn diese in einer emissionsgeplagten Innenstadt eingesetzt werden (https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/ministerium/presse/pressemitteilung/pid/50-e-taxi-in-stuttgart-gefoerdert/).
Nicht die Abweichung vom Normverbrauch sind ein Skandal, sondern die Unwissenheit der Verantwortlichen in der Politik und die dankbare Aufnahme solcher "Skandalmeldungen" in den Medien. Beide sollten es besser wissen! Ein Vorschlag an die Politik: Fragen Sie doch mal die Experten, nämlich Unternehmen, die Fuhrparks betreiben, was Sinn macht und wo Unterstützung in Form von zielgerichteten Subventionen zu einem nachhaltigen Wandel in unserer automobilen Mobilität führen würden!
Wir freuen uns auf ihren Anruf!
Mit besten Grüßen
Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V.